Informationen für Lehrer

Händigkeit und Hirnigkeit

Ob ein Mensch Linkshänder oder Rechtshänder ist, ist genetisch festgelegt. Die rechte Hemisphäre im Gehirn steuert die linke Körperseite, die linke Hemisphäre steuert die rechte Körperseite. Es existiert also eine kreuzartige Verbindung zwischen Hirnhälften und Körperseiten. Auch wenn sich die Händigkeit bei manchen Kindern erst im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt, ist doch die Dominanz einer Seite schon vor der Geburt festgelegt. Schwierigkeiten bei der Feststellung der Handdominanz können sich durch Störungen vor oder während der Geburt ergeben, aber auch durch Umerziehung oder Nachahmungsverhalten.

Leider fehlen in den Kindergärten mitunter gezielte Beobachtungen, so dass es eine Reihe von Kindern gibt, die beim ungezwungenen Spiel die linke Hand bevorzugen. Auch bei Tätigkeiten, bei denen "Fingerspitzengefühl" vonnöten ist, setzen sie ihre linke Hand spontan und erfolgreich ein.

Weil diese Kinder aber mit rechts malen, werden sie zwangsläufig als Rechtshänder eingeschult. In der Schule zeigen sich bei den enormen Anforderungen deutliche Störungen im Gehirn, die es zu erkennen gilt. Ein Anteil von 30% bis 50% Linkshänder wird heute durchaus für möglich gehalten.

 

Folgen der Umschulung

Eine Umerzieung oder Umschulung der Händigkeit kann zu massiven Störungen der Gedächtnisprozesse, aber auch der Konzentrationsfähigkeit führen.

Primärfolgen (passieren im Gehirn)

können Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, motorische und/oder sprachliche Schwierigkeiten sowie eine geringe Belastbarkeit sein.

Zu den Sekundärfolgen (passieren in der Seele) zählen Minderwertigkeitsgefühle, Unsicherheit, Überkompensation, Bettnässen, Nägelkauen etc.

Lässt sich auf eine Umschulung der Händigkeit schließen, so sollte dies von kompetenten Personen (z.B. Ergotherapeuten, die auf diesem Gebiet arbeiten) noch einmal sicher abgeklärt werden. Oft ist es so, dass zusätzliche Schwierigkeiten wie Defizite im Wahrnehmungsbereich hinzukommen. Hier können Lehrer nur begrenzt helfen, Ergotherapeuten jedoch gezielt das einzelne Kind therapieren. Um wirklich erfolgreich dem Kind zu helfen, ist es notwendig, dass sich die Lehrer über die Therapie informieren, um positive oder vorübergehend auch negative Veränderungen zu verstehen und richtig damit umzugehen.

 

Umgeschulte Linkshänder

- bleiben unter ihrem wahren Leistungsvermögen zurück (durch die Umschulung auf die "schwächere" Seite wird der Intellekt nicht geändert, aber das Erscheinungsbild nach außen)

- müssen lernen, bestimmte Sachen anzunehmen (z.B. Spiegelschrift in Stresssituationen: kann immer wieder passieren)

- leiden häufig unter der Links-Rechts-Unsicherheit

- vergessen manchmal rasch: "Wenn ich es nicht sage, vergesse ich"

- haben mitunter Wortfindungsprobleme: Können beispielsweise das Ergebnis einer Sachaufgabe richtig nennen, jedoch nicht sofort den Lösungsweg in Worte fassen.

- erscheinen oft ungeschickt, schreiben mitunter eckig, spitz, unsauber

- scheinen den Stift krampfhaft zu halten, das notwendige Maß an Kraft kann nicht genau dosiert werden ("schwere Hand")

- können häufiger Schwierigkeiten beim sauberen Schneiden/ Ausmalen haben.

 

Mögliche Hilfen und Unterstützungsmaßnahmen

1. Kommt eine Rückschulung in Frage ? (zurück zur "starken" Seite?)

2. Positive Verstärkung (Das Kind spüren lassen, dass es mit seinen Problemen angenommen wird = die beste Nahrung für die Seele)

3. das Gehirn entlastende Übungen (Kinesiologie) z.B. die liegende Acht oder die Überkreuzübung

4. in unserer Praxis, da wir auf Händigkeitsfragen spezialisiert sind

5. musikalische Betätigung als Lockerung und Entspannung

6. Bewegung und Entspannung an frischer Luft

7. haptische Übungen (auf den Rücken schreiben)

8. Entspannungsübungen

 

Mögliche Probleme von Linkshändern und umgeschulten Linkshändern im Unterricht und Lösungsempfehlungen

 

1. Spiegelschrift - merzt sich bei Kindern, die mit links schreiben, mit der Zeit von selbst aus, kann bei umgeschulter Händigkeit mitunter ein Leben lang immer mal wieder vorkommen - Gelassenheit, Geduld! Ursache: Blickrichtung

2. Das Kind beginnt rechts oder in der Mitte zu schreiben/lesen

- am Zeilenanfang ein Zeichen setzen

- Lesezeichen mit eingeschränktem Blickfeld und Angabe der Leserichtung nutzen

Ursache: Blickrichtung

3. Das Kind ist langsam, weiß nicht, was es üben soll

Übungsgegenstand (Buchstaben/Wörter/Zahlen) auf die rechte Seite der Zeile (Zeilenende) schreiben

Ursache: Blickrichtung (das Kind sieht nicht, was es üben soll und muss stets nachschauen)

4. Verwechseln von Links und Rechts

- erst nur eine Seite erlernen, (z.B.links), diese farbig kennzeichnen (blauer Punkt an der Tafelseite, im Heft/ ein Armband am Handgelenk)

5. Schrift ist links geneigt

- bei Kindern, die mit links schreiben, Schreibunterlage mit vorgegebener Schräglage (z.B. von Dr.Sattler) verwenden

- kann bei Kindern, die mit rechts schreiben, ein Hinweis auf eine mögliche Umschulung der Händigkeit sein - Toleranz und Verständnis aufbringen, Händigkeit beobachten und abklären

6. Schneiden - Das Ergebnis sieht "abgeknabbert aus, starkes Abkommen von der Schnittlinie

- mit der Linkshänderschere schneiden, die Schnittlinie soll rechts von der Schere liegen, da das linkshändige Kind die Schnittlinie sonst verfehlt

7. Spitzen: die Spitzen brechen während des Spitzens auffallend häufig ab, das Kind "verknotet" sich fast die Arme dabei

- Linkshänderspitzer verwenden, Drehrichtung nach außen möglich

8. Kordel drehen

- Bouclegarn verwenden, die Noppen verhindern das Aufdrehen

 

Beobachtungsmöglichkeiten im Unterricht - Welche Hand ...?

- melden/ Federmappe öffnen/ radieren, Radierschmutz wegwischen/ Stifte entnehmen/ Lichtschalter/ Tür betätigen/ etwas aufheben/ Bonbons entnehmen/ Leimstift öffnen, Einleimen eines Bildes.../ Unkraut jäten/ Takt klopfen/ Triangel schlagen/ Wurfgefühl/ Fädeln/ Legerichtung von Ziffern, Buchstaben, Farben/ unterstreichen: schieben von rechts nach links, oder ziehen des Stiftes?

 

Was noch wissenswert ist...

Linkshänder

- denken vorwiegend nonverbal (nicht in Worten und Zeichen)

- besitzen meist ein gutes Orientierungsvermögen (Ortsgedächtnis)

- denken und erfassen vorwiegend ganzheitlich, vernetzt, haben eine starke Intuition, finden eigene Lösungswege

- neigen zu Tagträumen

- gab es schon bei den Urmenschen, gibt es in allen Teilen der Welt.

Ihre Blickrichtung verläuft von rechts nach links, deshalb kommt z.B. in den arabischen Ländern die Schreib-und Leserichtung den Linkshändern entgegen.

 

Sinnvolle Gebrauchsgegenstände

- Linkshänder-Füller (mit ergonomisch geformter Feder und Griffmulde)

- Linkshänderschere

- Spitzer für Linkshänder (kommt der entgegengesetzten Drehbewegung entgegen)

- Schreibunterlagenblock von Dr. Sattler/20 Blätter, AUER-Verl. ISBN 02926-3

- Leseklappe/ Lesezeichen mit eingeschränktem Blickfeld und Angabe der Leserichtung

- Schreibblock für Linkshänder

 

Quelle: Anke Golfier

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